Brief vom November 2004


Liebe Asante-Mitglieder, liebe Mithelfende bei den verschiedenen Projekten des Vereins hier in Tiwi, Kenia!

Viel neues gibt es zu berichten aus Tiwi, seitdem ich Anfang August aus Deutschland hierher zurückgekehrt bin. Alles was sich hier verändert, geschieht durch die Hilfe, die die Menschen in Tiwi aus Deutschland bekommen. D.h., die Veränderungen geschehen durch die Hilfe unserer Mitglieder, unserer Paten aller Kindergärten und Schulen, und im Falle der Waisenkinder auch durch die Hilfe, die wir mit den Kindern in die Familien bringen. Nicht zu vergessen ist die Hilfe, die wir für die tägliche Schulspeisung bekommen.

Chronologisch möchte ich Euch schildern, was seit Anfang August hier passierte:

Im August kamen Bettina und Susanne zu uns. Für beide Lehrerinnen an Grundschulen in Bad Tölz war es der zweite Besuch hier in Tiwi. Somit konnten Bettina und Susanne gut nachvollziehen, was in den beiden letzten Jahren hier passiert ist.

Es gab ein neues Projekt, besser zwei neue Projekte, die sie noch nicht gesehen hatten, und die sie natürlich kennen lernen wollten: Waisenkinder-Hilfe an der Tiwi Primary School Mapriva und Schulgebäude-Ausbau an dieser Schule.

Ich beginne mit dem letzteren Teil: 511 Schüler und Schülerinnen saßen bis Januar 2004 auf dem Fußboden. Z.T. im Sand, manchmal auf den Resten eines früher bestandenen Beton-Fußbodens. Asante e.V. hatte hier als erste Hilfe 30 Schulpulte bauen lassen, und da diese Pulte etwas größer als gewünscht ausgefallen waren, konnten 3 Schüler der höheren Schulklassen darauf Platz nehmen. 90 Kinder nicht mehr auf dem Fußboden, das war ein guter Anfang.

Bettina kam mit einer großzügigen Spende ihrer Schulklasse an, der Volksschule Lenggries: 20 Pulte konnten gebaut werden! Danke, liebe Schüler und Schülerinnen der Klasse von Bettina. Auch Angelika und Tom aus Köln hatten an ihrem gemeinsam gefeierten Geburtstag auf Geschenke verzichtet, dafür um Spenden für den Bau von Schulbänken gebeten: 10 Schulbänke konnten gebaut werden. Danke, Angelika, Danke, Tom.

Zwei lokale Handwerker bauten also 30 Schulbänke, und sie bauten und lackierten sie wunderschön. Diese 30 Schulbänke wurden in ein von Asante e.V. renoviertes Klassenzimmer gegeben. 90 Erstklässler sitzen auf den Schulbänken in einer Klasse. Sie sind sehr diszipliniert jetzt, sagte die Lehrerin, es ist ein völlig anderer, besserer Unterricht geworden.

Susanne und Bettina freundeten sich mit dem Lehrerkollegium an, und die beiden deutschen Lehrerinnen wollen vor allem helfen, ihren Kolleginnen und Kollegen an der Mapriva School das benötigte große Lehrerzimmer zu geben. Das bisherige kann nicht mehr benützt werden, das Dach ist eingestürzt.

Es war eine gute Zeit mit Bettina und Susanne, Danke Euch beiden noch mal für die vielen fachkundigen Denkanstöße, die ich durch Euren Besuch bekommen habe.

Bettina und Susanne waren abgeflogen. Angekommen waren einen Tag vorher Roswitha und Gabi von der Kath. Pfarrgemeinde St. Georg in Erfurt. Diese Gemeinde unterstützt seit über 2 Jahren die Projekte von Asante e.V. mit viel Engagement. Spenden von ihrem Pfarrer ermöglichen es, dass Gymnasiasten ihre nicht mehr bezahlbare Schulausbildung abschließen können. Und durch eine großzügige Spende anlässlich der Silberhochzeit des Ehepaares Frömmel konnte Asante e.V. ganz schnell ein Klassenzimmer der Tiwi Primary School Mapriva ausbauen.
Nun endlich kamen Roswitha und Gabi, Initiatorinnen dieser Hilfe in Erfurt, und konnten sich selbst überzeugen von der Arbeit, die Asante e.V. hier macht.

Alles was Bettina und Susanne erlebt hatten, haben Roswitha und Gabi auch erleben können. Doch da es für die beiden das erste Mal Kenia war, war der Eindruck für sie umso überwältigender. Wir haben gemeinsam die Schulspeisung erlebt, und wir haben gemeinsam Tiwi Primary School Mapriva erlebt.

Ein wichtiger Besuch war der Kindergarten Kirima, denn dieser Kindergarten wurde durch die Gemeinde ausgebaut. Doch leider war die Kindergärtnerin gerade in diesen Tagen erkrankt, und es wurde nach einem Ersatz für sie gesucht, da sich abzeichnete, dass sie länger krank sein würde. Die Freude von Gabi und Roswitha, als sie sehen konnten, was mit den durch ihren Einsatz gespendeten Geldern geschieht, war dennoch überwältigend.

Im Kindergarten Kirima gibt es heute (November 2004) 4 Tische, an denen je 6 Kinder sitzen, lernen, und auch spielen können. Die Kindergärtnerin Pauline, eine junge Frau, hat sich gut eingelebt und leitet die etwa 35 Kinder dieses Kindergartens gut. Fatuma ist immer noch krank. Im Januar, wenn ich zurückkomme, werden wir sehen, wie es weitergeht. Ideal wäre natürlich eine Aufteilung in 2 Gruppen, aber da müssten beide Frauen erst zustimmen, denn das wäre für Fatuma eine finanzielle Einbuße.

Asante e.V. hat bis jetzt 3 Zwergentische bauen lassen, an denen jeweils 6 Kinder spielen, malen und auch lernen können, und dazu 6 sitz- und standfeste Bänke. Wir brauchen noch 2 oder 3 große, abschließbare Metalltruhen, damit die Spielsachen gut aufbewahrt werden können.

Was ich schildern möchte ist der Besuch im Dorf der beiden Patenkinder von Roswitha. Das war auch für mich ein neues und sehr beeindruckendes Erlebnis. Wir wollten nun alle drei dem Hause der Mutter einen Besuch abstatten, und ich hatte uns angekündigt. Was uns erwartete, darauf waren wir nicht vorbereitet gewesen. Die Frauen des Dorfes hatten einen Versammlungsplatz unter einem großen Baum mit Palmblättern und Blüten geschmückt, sie hatten einige wenige Sitzgelegenheiten dorthin gebracht, alles war sauber gekehrt. Singend und tanzend wurden wir begrüßt, mit Mühe konnten wir aus unserem Auto aussteigen. Singend und tanzend begleiteten sie uns zu ihrem blühenden Versammlungsort, Begrüßungsreden wurden ausgetauscht, und es wurde gesungen und getanzt. Danach gingen alle Frauen singend und tanzend zum Haus von Mama Winyi. Glücklich und stolz begrüßte sie uns mit einer kleinen Rede, Getränke waren vorbereitet worden, wir tranken und bedankten uns. Danach hieß es Abschied nehmen. Stark beeindruckt von dieser Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit kehrten wir drei nachhause zurück.

Fast schon ein „Muss“ ist der Besuch beim Frauenprojekt „Engel für Afrika“. Bettina, Susanne, Gabi, Roswitha, sie alle warteten darauf, die Frauen bei ihrer Arbeit zu sehen. Und natürlich freuen sich die Häklerinnen immer, wenn Gäste kommen. Sie haben inzwischen auch Lieder einstudiert, die sie uns vorsingen und vortanzen, und wenn sich der Besuch genügend Zeit lässt und auch gerne afrikanische Küche ist, dann gibt es Chapati und Bohnen in Kokossoße, oder es gibt Kartoffel in Tamarindensoße, oder es gibt kleine gebackene süße Teilchen.

Genau wie Susanne und Bettina halfen Gabi und Roswitha mit, die von den Frauen während der vorhergegangenen Woche gehäkelten Engel Stück für Stück zu begutachten und zu bezahlen. Danach erst durften wir essen und wurden von den Frauen herzlich verabschiedet. Die Engel wurden zum Bügeln gebracht und mit diesen Engelchen im Gepäck flogen Susanne, Bettina, Gabi und Roswitha wieder zurück nach Deutschland.

Ich wünsche mir sehr, dass sie bald wiederkommen.

Unser letzter „Gast“ des Jahres 2004 ist gestern abgeflogen, Kerstin. Warum „Gast“? Nun, Kerstin war auf meinen Hilferuf gekommen. Das Jahr 2004 geht zu Ende, die Abrechnung, Kontrolle aller ausgegebenen Gelder hier in Tiwi steht an, die Betreuung der Paten unserer Schulkinder und der Waisenkinder in der Tiwi Primary School Mapriva (kurz: Mapriva School) stand an. Es war so viel Schreibtischarbeit noch zu tun, es war die Engelchenproduktion, die mehr und mehr Zeit benötigte, und es stand die Neuaufnahme der bedürftigen Kinder für das Jahr 2005 an. Kurz: bevor auch ich wieder nach Deutschland gehen konnte, war hier so unendlich viel zu tun, aufzuarbeiten, neu zu beginnen.

Kerstin hörte meinen Hilferuf, nahm Urlaub und kam. Fast 3 Wochen konnten wir gemeinsam arbeiten: am Schreibtisch, in den Schulen und Kindergärten. Kerstin, für Deinen Einsatz und Deine spontane Hilfe herzlichen Dank!

Christine Rottland