Nachruf – Zum Tod von Franz Rottland


Prof. Dr. Franz Rottland † 4.12.1934 – 4.8.2014

Prof. Dr. Franz Rottland †
4.12.1934 – 4.8.2014

Am 4. August 2014 verstarb vollkommen unerwartet Prof. Dr. Franz Rottland.

Franz Rottlands Leben war geprägt von seiner Liebe zu Ostafrika und der Liebe zu Sprachen.

Er erkannte diese Liebe, als er in den Jahren 1965 bis 1972 in der Republik Kongo lebte, 1969 bis 1972 in Uganda und 1979 bis 1982 in Kenia unterrichtete und forschte. Dort wurden auch seine beiden Söhne Jens und Tom geboren.

Seiner Lebensaufgabe folgend, studierte Franz Rottland Afrikanistik und promovierte in den Niederlanden, bevor er an der Universität zu Köln zu lehren und forschen begann und sich schließlich habilitierte. Dort erhielt er den Ruf an die Universität Bayreuth, an der er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 den Lehrstuhl Afrikanistik II prägte. Geleitet durch sein Verständnis zu den Menschen und seine Liebe zu Ostafrika galt sein wissenschaftliches Leben den südnilotischen Sprachen und den Bantusprachen Kenias und Tansanias. Sein nicht endendes Interesse für Phonologie und seine liebevolle Hingabe für das Detail bereicherten die Nilotistik und Bantuistik mit einer Vielzahl von Publikationen. Er rekonstruierte für seine Habilitationsschrift die südnilotischen Sprachen und publizierte 1982 damit einen Leitfaden, der auch heute noch als Grundlage jeder südnilotischen Sprachbeschreibung dient.

Aber Franz Rottland war nicht nur ein geschätzter Wissenschaftler, er war auch ein hingebungsvoller Lehrer, der vielen jungen Menschen in ihrem Studium die Liebe zur Afrikanistik nahe brachte. Seine Vorlesungen und Übungen waren eine sagenhafte Mischung aus Wissenstransfer und naturgegebener Pädagogik und seine über die Arbeitszeit hinausgehend verbrachte Zeit mit seinen Studierenden legte den Grundstein für wissenschaftlichen Nachwuchs.

Nach seiner Pensionierung zog er mit seiner Frau Christine nach Tiwi, Kenia, wo beide inmitten der Menschen ein Zuhause fanden, denen sie sich nahe fühlten. Oft zuvor hatte Franz Rottland bedauert, nicht genügend Möglichkeiten zu haben, den Menschen, die er auf seinen Forschungen kennenlernte ein wenig von der Hilfsbereitschaft, die er erhalten hatte, zurückgeben zu können. Dies war ihm nach seiner Pensionierung möglich, und so gründeten Christine und er in Kenia den Verein Asante e.V. und gaben somit inzwischen fast 600 Kindern und Jugendlichen in Tiwi die Möglichkeit einer sorgenfreien Schulausbildung.

Als er 2009 erkrankte, beschloss das Ehepaar Rottland, dass es besser wäre, wenn er zurück nach Deutschland ginge. Dort lebte er seine letzten Jahre in Ruhe und Zufriedenheit. Auch wenn Franz Rottland in diesen Jahren zurückgezogen lebte, kehrte er noch einmal nach Kenia zurück, um gemeinsam mit seiner Frau das Land zu genießen, das er so sehr liebte.

Als Franz im Mai dieses Jahres stürzte und sich die Schulter brach, begann eine für ihn schwere Zeit der Krankenhausaufenthalte und Operationen, in der er mehr und mehr seine Zufriedenheit verlor. Franz wollte gerne wieder in Ruhe in seiner Wohnung sein und keine Schmerzen mehr haben. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt und so schlief er in den Nachmittagsstunden des 4. August einfach ein – mit seiner geliebten Süddeutschen Zeitung auf dem Bauch und seiner Brille auf der Nase.

Mit Franz Rottland verlieren wir einen beispiellos toleranten Menschen. Er lebte in der Gegenwart, niemals in der Zukunft und niemals in der Vergangenheit.

Ich selbst verliere mit Franz einen Vater und Mentor, einen besonderen Menschen, der mein Leben gelenkt hat. Ich bin ihm in ewiger Liebe und Dankbarkeit verbunden.

Franz Rottland hinterlässt seine Frau Christine, seine Söhne Jens und Tom, seine Töchter Susanne und Angelika und seine neun Enkelkinder.

Angelika Mietzner