Bericht einer faszinierenden Zeit in Kenia | von Britta Balzar
Vom 29.9.16 – 14.10.16 nahm ich zusammen mit meiner Mutter (77) und meinem ältesten Sohn (25) an der Patenreise nach Tiwi teil. Die Zeit dort, die Erlebnisse und die Begegnungen haben uns weit mehr beeindruckt, berührt und nachhaltig beeinflusst, als ich es erwartet hatte.
Christine Rottland und ihre Tochter Angelika Mietzner hatten An- und Abreise, sowie ein tolles Programm vor Ort organisiert. Außerdem gab es viel Zeit für individuelle Ausflüge, Safaris oder Zeit am Strand. Die Safaris konnten schon vor der Abreise gebucht werden und zusätzlich gab es in der Vorbereitungsphase jede Menge Tipps und Informationen von Angelika und Christine.
So starteten wir also am 29.9. mit einem „Rundum-Sorglos-Paket“ im Gepäck mit einer Gruppe von 12 Personen von Frankfurt aus auf einen ca. 8-stündigen Flug nach Mombasa.
30.9. Nach der Landung, spätestens aber nach einer eindrucksvollen Fahrt vom Flughafen durchs morgendliche Mombasa und unserer Ankunft im schönen Hotel „Southern Palms“ am traumhaften Strand von Diani, war jedem von uns klar, dass wir in einer komplett anderen, exotischen Welt angekommen waren!
Am Nachmittag trafen wir uns im Hotel mit Christine, Angelika, ihrem Sohn David und Mitarbeitern der Kristina Academy. Es war ein sehr fröhliches und interessantes Treffen, das uns noch neugieriger auf die kommenden Tage werden ließ. Von diesen Tagen möchte ich jetzt hier berichten:
1.10. Wir helfen bei der Ausgabe der Nahrungsmittelhilfe an die Familien der Waisenkinder in der Kristina Academy. Viele Angehörige und Kinder finden sich dazu auf dem Schulgelände ein und möchten sich fotografieren lassen, bevor sie ihre Nahrungsmittel nach Hause tragen.
2.10. In der St. Joseph´s Church in Ukunda nahmen wir an einem lebendigen Gottesdienst teil und im Anschluss gab es für einige Mitarbeiter der Kristina Academy und uns ein afrikanisches Buffet in einem kleinen Restaurant.
3.10. Ein toller Tag in der Kristina Academy begann mit einem Empfang durch Kinder und Mitarbeiter, dann erlebten wir beeindruckende und rührende Vorführungen mit viel Tanz und Gesang der Kinder aus allen Jahrgangsstufen, sowie Vorstellung und Reden des Lehrerteams. Im Anschluss durften wir im Unterricht dabei sein und mittags gemeinsam mit Kindern und Lehrern essen.
Nachmittags war dann das Patentreffen. Es war total aufregend, unsere Patenkinder und deren Angehörige zu treffen! Für jede Familie war eine Sitzecke vorbereitet, so dass wir genug Ruhe und Zeit hatten, um uns kennenzulernen und Geschenke auszutauschen. Bei Verständigungsproblemen war die Kisuaheli-verständige Familie Mietzner/Rottland zur Stelle…
4.10. Besuch der Nachbarschule Tiwi-Redeemed-Academy. Auch hier wieder mit tollen Vorführungen, Teilnahme am Unterricht und gemeinsamen Mittagessen. Es war einfach toll, sich mit den aufgeweckten und sehr interessierten SchülerInnen zu unterhalten.
Nachmittags Besuch des Häkelprojektes „Engel für Afrika“. Wir werden von den Häkelfrauen fröhlich mit Tanz und Gesang empfangen, schauen ihnen bei ihrer Arbeit zu und sitzen dann unter großen Bäumen mit ihnen zusammen, um miteinander zu reden. Wir lernen an diesem Nachmittag bewundernswerte Persönlichkeiten kennen und hören beeindruckende Lebensgeschichten.
6.10. – 8.10. Möglichkeit zur Teilnahme an einer Safari mit „DM-Tours“. Wir entschieden uns für das „Oloshaiki-Camp“ in der Masai Mara. Es war ein großartiges Erlebnis, jede Minute dieser Tour hat sich gelohnt! Deshalb hier nur kurz: Unbedingte Mitreise-Empfehlung!
9.10. Mögliche Teilnahme an der „Pilli-Pipa-Tour“: Fahrt auf einer Dhow, schnorcheln und schwimmen mit Delphinen, afrikanisches Buffet auf der kleinen Insel Wasini. Wir waren 10 Teilnehmer der Asante-Gruppe und hatten das Schiff und die 3 Besatzungsmitglieder für uns allein. Ein sehr schöner Tag!
10.10. Fahrt zur Schule „Mwamivi Primary“ im Hinterland Tiwis – fernab vom Tourismus und in ärmlichster Umgebung. Seit einiger Zeit wird die Schule von Asante unterstützt, in Form des täglichen Frühstücksbreis Uji. Für fast alle Kinder dort ist dies die einzige Mahlzeit am Tag und viele Kinder wurden nach Einführung der Ausgabe des Ujis an der Schule angemeldet! Es wurde wieder viel und fröhlich für und mit uns getanzt und gesungen, aber der offensichtlich schlechte Gesundheitszustand der mangelernährten Kinder, die Folgen der Armut und der schlechte Zustand der Schule ließen mich zum ersten Mal mit einem deprimierten Gefühl die Rückfahrt durch die wunderschöne Landschaft antreten. Aber auch mit dem Gedanken, dass ich mehr helfen möchte . Dieser Tag hat viel in mir bewegt.
11.10. Mit einer kleinen Gruppe von 6 Personen unternahmen wir mit einem Guide einen Tagesausflug nach Mombasa: Ins Akamba Schnitzerdorf, in die Altstadt und zum Bamburi Natural Trail. Ein Tag, an dem wir nochmal eine neue Seite Kenias kennenlernten und uns wie „normale“ Touristen fühlten…
12.10. Mit unserer ganzen Gruppe, dem Bürgermeister von Tiwi und einem Pflanzenkundigen machten wir eine Buschwanderung in Tiwi. Ein interessanter Ausflug mit vielen Informationen zu den Lebensbedingungen in der Region. Besonders beeindruckt haben mich die Besuche bei Familien, die uns ihr Zuhause zeigten und uns Einblicke in ihren Alltag gaben.
Danach gab es eine große Abschiedsfeier in der Kristina Academy mit Schülern, Lehrern und Mitarbeitern. Auf dem festlich geschmückten Schulgelände herrschte eine fröhliche, ausgelassene Stimmung und bei den mitreißenden Rhythmen und der ansteckenden afrikanischen Freude an Gesang und Tanz konnte niemand von uns ruhig sitzen bleiben!
13.10. Unser letzter Tag. Wir trafen uns nachmittags mit Christine, Angelika und David im Hotel, um uns zu verabschieden. Eine großartige Reise – während der es sich aufgrund der beeindruckenden, vielfältigen Erlebnisse oft so anfühlte, als wären wir schon viel länger unterwegs – ging nun doch viel zu schnell zu Ende.
Am Morgen des 14.10. flogen wir dann – diesmal mit einer großen Portion Wehmut im Gepäck – zurück nach Frankfurt.
Seit ca. 6 Jahren hatten meine Eltern und meine Familie unsere Patenkinder und wir haben das Geschehen in Tiwi all´ die Jahre verfolgt, standen in Kontakt zu Christine und zu unseren Patenkindern. Aber diese Reise hat vieles verändert – wir kamen anders zurück, als wir hingereist sind: Total beeindruckt von diesen Menschen und Erlebnissen, aber auch schockiert von den Lebensbedingungen und –umständen. Die Gedanken gehen seit der Reise öfter und intensiver zurück nach Tiwi, die Motivation und der Wille noch mehr zu helfen sind sehr viel stärker geworden und so haben wir in der Zeit seit unserer Rückkehr mehr bewegt als in den 6 Jahren davor.
Ich kann jedem Paten oder Interessierten nur empfehlen, einmal an einer Reise teilzunehmen, um die Menschen zu erleben, um ein bisschen mehr von Dingen zu verstehen, die uns so fremd sind und um die Rührung zu spüren, wenn einem viele kleine, braune Händchen entgegengestreckt werden, die einen begrüßen möchten. Und nicht zuletzt um zu erleben, was Christine Rottland und das ganze Team von Asante mit ihrer tollen Arbeit (ge)leistet und bewirkt (haben)! Wir wollen jedenfalls so bald wie möglich wieder nach Tiwi – dann aber mit der ganzen Familie.
Asante sana euch allen für eure Arbeit und dass ihr diese Reise möglich gemacht habt!